Wie verändert die Digitalisierung die Anforderungen an Ausbildungsberufe? In einer vom Bundesinstitut für Berufsbildung und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam durchgeführten Initiative unter dem Titel „Fachkräftequalifikationen und Kompetenzen für die digitalisierte Arbeit von morgen“ werden gegenwärtig 14 Ausbildungsberufe untersucht, unter ihnen der Land- und Baumaschinenmechatroniker. „Wir wollen mit den Ergebnissen Impulse für die Diskussion um die Weiterentwicklung der Berufsausbildung geben, adressiert sowohl an Ausbildungsverantwortliche an den Lernorten als auch an die Politik“, sagt Dr. Gert Zinke vom BIBB.

Dr. Michael Oelck, Hauptgeschäftsführer des LandBauTechnik Bundesverband e.V. begrüßt die Teilnahme der Branche an der Umfrage sehr. „Wir stehen schon heute für einen Beruf mit Perspektive. Digitalisierung ist längst keine Zukunftsmusik mehr, sondern gelebter Alltag. Damit bieten wir nicht nur ein besonders komplexes, sondern auch ein spannendes und abwechslungsreiches Berufsfeld“, sagt Dr. Michael Oelck. Leo Thiesgen, Bundesinnungsmeister ergänzt: „Um den komplexen Anforderungen unseres Berufs auch in Zukunft vollumfänglich Rechnung zu tragen, arbeiten wir zur Zeit an einer Anpassung und Modernisierung der ÜBL.“

Teil der BMBF/BIBB-Studie ist eine Online-Befragung. Im Rahmen des Jahrestreffens des Berufsbildungsausschusses des LandBauTechnik Bundesverbands Anfang Juni, stellte Dr. Gert Zinke erste Ergebnisse vor, was auf großes Interesse bei den Teilnehmern stieß.

INTERVIEW:

Hr. Dr. Zinke, sind Sie zufrieden mit dem Verlauf der Befragung?

Grundsätzlich ja: Wir haben trotz eines umfangreichen Fragebogens gute Rücklaufzahlen und die Antworten geben uns viel Substanz für die weitere Auswertung und Diskussion. Außerdem haben wir mit dem Fragebogen ein Werkzeug, das wir weiterverwenden können.

Welche Kriterien haben dafür gesorgt, dass das Berufsbild Land- und Baumaschinenmechatroniker im Rahmen der Untersuchung nähere Betrachtung fand?

Wir wollten eine Auswahl an Berufen, die die Vielgestaltigkeit der Berufsbildungslandschaft abbildet. Der Land-und Baumaschinenmechatroniker (LBM) steht hier ganz eng neben dem Landwirt und der Fachkraft für Agrartechnik, dazu gehören aber z.B. auch die Industriekauffrau, die Orthopädietechnikmechanikerin, die Fachkraft für Lagerlogistik, der Straßenbauer, die Fachkraft für Abwassertechnik u.a. Jeder Beruf repräsentiert bestimmte Zuständigkeiten, Wirtschaftsbereiche, Branchen und teilweise auch Besonderheiten.

Welches Fazit können Sie schon jetzt aus den Antworten im Bezug auf die Branche der LandBauTechnik ziehen?

Zwei Ergebnisse waren besonders interessant. Erstens wichtige digitale Techniken sind in dem deutlich überwiegenden Teil der Ausbildungsbetriebe der LBM angekommen bzw. wird mit deren künftigen Einsatz gerechnet – in anderen Berufen ist das Bild ein eher durchmischtes. Zweitens, die Annahme, dass Betriebe, die ihren Schwerpunkt auf Motorgeräte gelegt haben sich hier deutlich von den Landmaschinen und den Baumaschinenbetrieben unterscheiden, hat sich nicht bestätigt. Das sind für uns Signale, dass in der Ausbildung die entsprechenden Qualifikationen hinein müssen. Insofern kann ich nur unterstützen, dass jetzt die ÜBL-Angebote überarbeitet werden.

Was von allen Befragten quer durch alle Berufe sehr klar angesprochen wurde, war z.B. die Bedeutung von Prozess- und Systemverständnis. Hier sind die Ausbildungsverantwortlichen gefragt, die Ausbildung so umzugestalten, dass es besser gelingt entsprechende Kompetenzen bei den Auszubildenden zu entwickeln.

Wann ist mit einer abschließenden Auswertung des Projektes zu rechnen?

Wir wollen die Auswertung bis Ende des Jahres abschließen und die Ergebnisse dann online verfügbar machen.

 

Herr Zinke, vielen Dank für das Interview.

 

(Das Interview führte Gabriele Schulte-Kemper, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim LandBauTechnik Bundesverband / Foto: Cristine Lietz / pixelio.de (oben), Beitragsbild privat)